Archiv für die Kategorie „Berufsethik“

Positionspapier zum Umgang mit demokratiegefährdenden Entwicklungen und politischer Positionierung in der Sozialen Arbeit

Die aktuelle politische und gesellschaftliche Lage in Deutschland ist geprägt von einem allgemeinen Rechtsruck, der unter anderem durch den Aufstieg der rechtskonservativen Partei AfD sowie durch eine allgemeine Verschiebung des medialen und parteipolitischen Diskurses nach rechts sichtbar wird. Dies stellt eine demokratiegefährdende Entwicklung dar und wirft für die Soziale Arbeit die Frage nach einer politischen Positionierung auf. Dazu bezieht der DBSH folgende Stellung:

Nicht erst seit dem Einzug der rechtskonservativen Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) in den Deutschen Bundestag (2016) und in die Landtage der deutschen Bundesländer werden demokratische Strukturen in Deutschland immer wieder von Vertreter*innen rechtskonservativer und rechtspopulistischer Haltungen hinterfragt. Mit dem Versuch, Anliegen und Maßnahmen zu delegitimieren, wird politische Neutralität von Vereinen, Medienerzeugnissen und auch von Vertreter*innen und Angeboten der Sozialen Arbeit gefordert. „Politische Neutralität“ bedeutet in der Logik dieser Akteur*innen das grundsätzliche Unterlassen von politischen Äußerungen, des Eintretens für spezifische Bevölkerungsgruppen und den Verzicht auf die Einnahme einer Haltung zu bestimmten Themen.

Währenddessen nimmt die AfD in ihrem Programm einige kontroverse Positionen ein, insbesondere in Bezug auf den Islam und die Zuwanderung, sowie die Legitimität von Sozialleistungen. Diese Positionierungen sind nicht mit der Berufsethik Sozialer Arbeit, sowie ihrer starken Orientierung an den Menschenrechten und einer freiheitlich-demokratischen Ordnung vereinbar.

Wir möchten betonen, dass politische Neutralität nicht bedeutet, sich gegenüber Parteien oder politischen Richtungen ausschließlich neutral zu zeigen, keine Haltung einzunehmen oder sich nicht zum politischen Geschehen zu äußern. Stattdessen bedeutet politische Neutralität für die Soziale Arbeit Meinungsbildung in den Grenzen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu fördern, jedoch bei Gefährdung dieser Grundwerte für diese einzutreten. Soziale Arbeit hat die Aufgabe, gesellschaftliche Verhältnisse zu hinterfragen und sozialpolitische Forderungen nach gerechten Verhältnissen zu stellen.

Weiter müssen politische Rahmenbedingungen, von welchen die Soziale Arbeit abhängig ist, fortwährend kritisch reflektiert und bei unzumutbaren Entwicklungen auch Widerstand geleistet werden. Der Blick auf den Nationalsozialismus und dessen Einbindung Sozialer Arbeit verdeutlicht einerseits die Abhängigkeit von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und andererseits die Wichtigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit politischen und vor allem demokratiegefährdenden Entwicklungen (Schäfer, 2023, S.21f.).

Die allgemein gültige internationale Definition der Sozialen Arbeit betont die Förderung von sozialen Veränderungen, sozialen Entwicklungen und den sozialen Zusammenhalt. Dabei stützt sich die Profession auf die Prinzipien der sozialen Gerechtigkeit, Menschenrechte, gemeinsame Verantwortung und die Achtung der Vielfalt. Diese Werte bilden die Grundlage unserer Arbeit. Wir haben als Fachkräfte eine (berufs)ethische Verantwortung, uns gegen jede Form von Diskriminierung, Rassismus und demokratiefeindlichen Ideologien zu stellen. Unsere Grundsätze verpflichten uns dazu, uns mit denjenigen zu solidarisieren, die soziale Unterstützung brauchen. In diesem Sinne unterstützen wir Adressat*innen auch ihre eigene Stimme zu erheben.


Schäfer, Stefan (2023): Warum einmischen? Theoretisch-normative Grundlagen zur Sozialen Arbeit als politischer Akteurin. In: Leibner, Simone/ Leitner, Sigrid/ Schäfer, Stefan (Hrsg.): Politische Einmischung in der Sozialen Arbeit. Analyse- und Handlungsansätze. Stuttgart: W. Kohlhammer.

Eine PDF-Version dieses Positionspapiers finden Sie hier: http://www.dbsh-bayern.de/wordpress/wp-content/uploads/2024/02/Positionspapier-DBSH-Bayern-Demokratiegefaehrdung-und-politische-Positionierung-1.pdf

„Ökologische Soziale Arbeit“

Beiträge für Tagung erwünscht!

Fachtagung am 1. und 2.7. 2022 an der BTU Cottbus-Senftenberg, Campus Sachsendorf
(Cottbus) in Kooperation mit Deutschen Gesellschaft für Systemische Soziale Arbeit (DGSSA)!

Call for Paper für die Fachtagung
Ökologische Soziale Arbei
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Zum gesellschaftlichen Selbstverständnis der Moderne gehörte Soziales und Technologisches von
Natur zu trennen. Die sogenannte Klimakrisen zeigen aber, dass die Grenzziehungen zwischen
Sozialem, Kultur und Natur fiktiver Art sind, dass soziale Unterschiede und gesellschaftliche
Veränderungen keine Einzelphänomene sind, die nacheinander und unabhängig voneinander
abgearbeitet werden können. Die Entwicklung einer umfassenden ökologischen Perspektive ist zu
einer dringlichen Anforderung und Aufgabe geworden, um eine Zusammenschau zu ermöglichen, mit
der Fragen nach Nachhaltigkeit, sozialer Gerechtigkeit ebenso bearbeitet werden können wie ein
verändertes Verständnis der Rolle des Menschen auf dem Planeten. Eine solche Perspektive ist auch
für eine zukunftsfähige Soziale Arbeit zu einer unumgänglichen Herausforderung geworden. In
diesem Zusammenhang ist zu fragen, wie Ökologie und Nachhaltigkeit sozialpädagogisch bzw.
sozialarbeiterisch gefasst werden können.
Wir laden deshalb dazu ein, Themenfelder einer ökologischen Sozialen Arbeit gemeinsam zu
identifizieren und zu diskutieren, sowie mit uns nach praktischen und theoretischen Erfahrungen und
Beispielen zu suchen. Wir verstehen die Diskussion um eine ökologische Soziale Arbeit als einen
Prozess, der am Anfang steht und einen Arbeitsfelder und -themen übergreifenden Charakter hat.
Ökologie wird nicht auf Natur reduziert, sondern steht in einem umfassenderen Sinne für
unterschiedliche Verständnisse von Milieu, Environments, Umgebungen und Umwelten. Damit wollen
wir ein verkürztes Verständnis von Nachhaltigkeit und Natur vermeiden, das Natur als zu
beschützendes Objekt Sozialem, Kulturellem, Menschlichem oder Technologischem gegenüberstellt.
Wir möchten deshalb eine fragende Fachtagung organisieren, die sich von den gegenwärtigen
radikalen gesellschaftlichen, technischen und sozialen Veränderungen leiten lässt. Die prägenden
Umgebungen, die sich vor Ort finden lassen, dürften der Tagung hilfreiche Anregungen geben.
Wir möchten Sie einladen, Beiträge entlang folgender thematischer Schwerpunkte einzureichen:
• Ökologie ist zu einer Herausforderung für soziale Selbstorganisation geworden. Wie lässt sich ein
Ökologiekonzept für die Soziale Arbeit entwickeln, das gleichermaßen auf die sozio-, info- und
bio-technologischen Formen menschlicher Existenz angewendet werden kann?
• Wie wird der ökologische Wandel lokal sichtbar und relevant für die Soziale Arbeit?
• Mit welchen Ideen, Erfahrungen und Konzepten gelingt der Einstieg in ökologisches Denken und
Handeln? Was muss neu gedacht werden?
• Welche neuen Schlüsselqualifikationen müssen im Studium der Sozialen Arbeit vermittelt werden,
um die ökologischen Herausforderungen bewältigen zu können?
• Wo sind die Grenzen der ökologischen Perspektive in der Sozialen Arbeit und wie gehören die
innere Natur des Menschen, die Technik und die aggressiven, störenden und sozial belastenden
Kommunikations- und Verhaltensmuster dazu?
• Wie können Ziele nach ökologischem Ausgleich und sozialer Gerechtigkeit in Verbindung
gebracht werden?

Bitte schicken Sie die Kurzdarstellungen (1/2 Din A 4-Seite) Ihres Beitrages (30 Minuten) bis zum
31.01.2022 an: sierraba@b-tu.de
Die Tagung findet am 1. und 2.7. 2022 an der BTU Cottbus-Senftenberg, Campus Sachsendorf
(Cottbus) in Kooperation mit Deutschen Gesellschaft für Systemische Soziale Arbeit (DGSSA) statt.

Die Fachtagung wird unter Beachtung der aktuell gültigen Schutz- und Hygienebestimmungen als
Präsenzveranstaltung geplant.
Wir freuen uns auf Ihre Tagungsbeiträge!

DBSH Landesverband Bayern mahnt Verbesserungen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie an

Niederbayern bewegt gerade eine Diskussion um Fixierungen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Der Chefarzt der KJP in Landshut wurde entlassen, weil er die Praxis der Fixierung kritisiert hatte. Der Bezirk Niederbayern wird diese Vorwürfe durch einen unabhängigen Gutachter überprüfen lassen.

Der DBSH Landesverband nahm hierzu Stellung, weil durch Fixierungen die Menschenwürde beeinträchtigt wird und dies unseren berufsethischen Standards widerspricht.

In der Kommunikation mit dem Bezirk Niederbayern wurde deutlich, dass es keine Beschwerdestelle für Patient*innen, Angehörige und Mitarbeiter*innen gibt. Auch die bisher festgelegten Standards für Fixierungen in der Psychiatrie entsprechen nicht immer den fachlichen Anforderungen.

Wir fordern daher

1. Die Einrichtung einer Beschwerdestelle für Patient*innen, Angehörige und Mitarbeiter*innen.

2. Das Erarbeiten eines Schutzkonzeptes für Kinder und Jugendliche in der Psychiatrie, damit strukturell die Situation der Betroffenen verbessert werden kann.

3. Die Untersuchung des unabhängigen Gutachters auch auf die Bezirkskrankenhäuser auszuweiten, weil uns auch im Erwachsenenbereich Missstände bekannt sind.


Wir informieren weiter über neue Entwicklungen bei diesem Thema

Für den Landesvorstand
Dr. Winfried Leisgang

Fachtagung: Soziale Arbeit – (K) Ein Ort der Menschenrechte

Soziale Arbeit – (K) Ein Ort der Menschenrechte.
Im Spiegel von Migration und Flucht – Historische Erfahrung, transnationale Perspektiven

Fachtagung, 10. – 12. Mai 2017 (KSFH, Akademie für politische Bildung Tutzing, DBSH),

in Tutzing und Benediktbeuern

Thema der Tagung ist ein professionskritischer Blick auf Rolle und Selbstverständnis der Sozialen Arbeit im Umgang mit Flucht und Migration. Aus zeithistorischer Perspektive spiegelt sich in Konzepten und Praxis der Soziale Arbeit gegenüber Migranten/innen und Geflüchtete die jeweiligen herrschenden gesellschaftspolitischen Strategien gegenüber „Fremden“ und dem Leid „der Anderen“. Aufschlussreich für aktuelle Positionen ist die Frage, ob bzw. in welcher Weise sich diese Stereotypen und Praktiken seit dem Zweiten Weltkrieg verändert haben.

Programm-Überblick:

Mittwoch, 10. 5. 2017:

19.00 Uhr Lebenswege von Migrantinnen

Donnerstag, 11. 5. 2017:

9.00 Uhr Flucht / Migration im Spiegel der Sozialen Arbeit – Traditionen und Akteure

14.00 – 15.30 Uhr Wie man zum „Ausländer“ wird – im Gespräch mit Geflüchteten, Migrantinnen

16.00 – 18.00 Uhr Workshops: u.a. THE RAGE TO LIVE – Zurück ins Leben, UNHCR im Dilemma von Anspruch und Wirklichkeit, Gesundheitsfürsorge als Intrument der Kolonialisierung, Von der DP-Betreuung zur Sozialberatung für Ausländer

Freitag, 12. 5. 2017:

9.00 Uhr Menschenrechtsdiskurs, Soziale Arbeit und Öffentlichkeit – Einblick in Projekte und

12.00 Uhr – 13.00 Uhr Abschlusspodium: Das Bayerische Integrationsgesetz – ein Ausgrenzungsgesetz? Auswirkungen auf die Soziale Arbeit mit Gabriele Stark-Angermeier, DBSH Bundesvorsitzende und MdL des Bayerischen Landtags – angefragt.

Programmflyer zum Download

Anmeldung Fachtagung

Ulrike Faust, DBSH Landesverband Bayern – LAG Christliche Sozialarbeit

u.faust@dbsh-bayern.de

Bayerisches Integrationgesetz gibt Anlass zur Kritik

Kritik am bayerischen sog. „Integrations-„gesetz

Der DBSH Landesverband Bayern kritisiert das bayerische Integrationgesetz aus berufsethischer Sicht. Nach Auffassung des DBSH verstößt es gegen geltendes Recht insbesondere gegen Menschenrechte.

Der vollständige Text der Kritik kann heruntergeladen werden: pdf herunterladen (316 kB)

Das Thema wird auch beim 4. Berufskongress Soziale Arbeit vom 8.9. bis 10.9.2016 in Berlin behandelt.

Hintergrundinfos

Der Entwurf des bayerischen Integrationsgesetzes steht online:
Entwurf des bayer. Integrationsgesetzes

Ein zivilgesellschaftliches Bündnis, dem auch der DBSH Bayern beigetreten ist, findest du hier:
www.integrationsgesetz.bayern

Berufsethik des DBSH:
https://www.dbsh.de/beruf/berufsethik/berufsethik-des-dbsh.html

Menschenrechtsarbeit der Friedrich Ebert Stiftung:
http://www.fes.de/handbuchmenschenrechte

Kommmentare erwünscht

(Beitrag erstellt: VE)

Archive
Impressum

DBSH
Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V.
Landesverband Bayern

Anschrift:

Katja Niesert-Matschke
– Landesgeschäftstelle DBSH –
Pfarrgasse 12
85417 Marzling
Tel: 08161/140 145
Mobil: 0178 400 66 52
email: lgst@dbsh-bayern.de

1. Vorsitzende
Sabrina Heinl
s.heinl@dbsh-bayern.de

2. Vorsitzender:
Mathias Kachel
m.kachel@dbsh-bayern.de

DBSH – Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V.
Michaelkirchstraße 17/18
10179 Berlin
vertretungsberechtigter Vorstand:

1. Vorsitzender Harald Willkomm,

2. Vorsitzende Nicole Plettau
Sitz: Berlin – Amtsgericht Charlottenburg – Aktenzeichen: VR 27710

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