Archiv für Juli 2009

Amok in Winnenden – Schnelle Lösungen gibt es nicht

Amok in Winnenden – Berufsverband für Soziale Arbeit: Schnelle Lösungen gibt es nicht.

Aus Sicht des Berufsverband für Soziale Arbeit (DBSH) gibt es nach dem Amoklauf keine schnellen Antworten: „Wir sind es den Opfern schuldig, Ruhe einkehren zu lassen und Raum für Trauer und Begreifen des Schrecklichen zu geben“, so die 2. Vorsitzende des DBSH, Gabriele Stark-Angermeier. „Verletzte, Angehörige und Helfer brauchen langfristig gesicherte professionelle Hilfe und Unterstützung bei der Verarbeitung des Erlebten. Soziale Arbeit kann dabei Hilfe bieten.“ Zum menschlichen Leben gehören auch Unglücke, Tot und Trauer, ohne das man letztendlich das „Warum“ und „Was wäre wenn“ erklären zu können.
Gleichwohl macht es aus Sinn, Fragen zu stellen, ohne aber letztgültige Antworten zu erwarten.

Es ist unverständlich, wenn aus vermeintlich sportlichen Gründen privat großkalibrige Waffen aufbewahrt werden – die wenigsten Vereine nutzen solche Waffen. Dem Vater von Tim K. jetzt mit verantwortlich für die Tat zu erklären, weil er die Waffe nicht unter Verschluss hielt, greift zu kurz. Letztlich wird sich in kaum einer Familie Privates immer verschließen lassen. Letztlich benötigen auch die Eltern von Tim besondere Hilfe. Sie haben ihren Sohn verloren, sie müssen sich mit dem Gefühl auseinandersetzen; Entwicklungen ihres Kindes nicht in ihrer ganzen Tragweite erfahren zu haben; und sie müssen sich dem Gedenken an ihren Sohn annähern, obwohl dieser so viele Menschen getötet hat.
Gefühle von Trauer, Schuld und Hilflosigkeit werden schwer auf ihnen lasten. So schwer es auch ist, dies zuzulassen, auch die Eltern von Tim brauchen den Beistand des Gemeinwesens.

Diskutiert wird auch über die Gefahren von Internet und Computerspielen. Tatsächlich gibt es einen Zusammenhang zwischen der Nutzung dieser Medien und solchen Taten. Aus Sicht des DBSH sind aber weder Internet-Kommunikation noch Computerspiele verantwortlich für ein solches Geschehen. Vielmehr erlauben sie – oftmals verbunden mit der Entwicklung einer Suchtstruktur – das Abtauchen in „virtuelle Parallelwelten“. Auf der einen Seite Unauffälligkeit, auf der anderen Seite Selbstüberschätzung und die Inszenierung einer Identität, die im realen Leben immer wieder enttäuscht wird. Solche Phänomene finden sich jedoch nicht nur im Internet, auch der Zulauf zu rechtsradikalen oder anderen gewaltbereiten Gruppen verspricht solche Parallelwelten.
Verbote würden daher die Schauplätze nur verlagern.

Zu klären ist, wie es dazu kommt, dass junge, fast immer männliche Menschen in solche Welten „abtauchen“. Die Ursachen hierfür können sehr vielfältig sein: psychische Krankheiten, empfundene Minderwertigkeit, Isolation, Schwierigkeiten im Kontaktverhalten, usw.
Hier in „Wenn (kein Internet) – Dann (wäre es nicht passiert) – Schablonen“ zu denken, dient lediglich der Entlastung von der selbst empfundenen Hilflosigkeit, aber es nutzt niemand weiter. Wir leben in einer Gesellschaft, die immer höhere Anforderungen stellt. Kinder und Jugendliche bei der Bewältigung diese Unübersichtlichkeit zu helfen, muss Aufgabe aller Beteiligten sein.

Fest steht nach Winnenden aber eines, so der DBSH: Keine noch so gute Schule kann eine solche Entwicklung mit Sicherheit erkennen. Die Schule hat einem feststehenden Bildungsauftrag zu folgen, im Mittelpunkt stehen Unterricht und Wissensvermittlung.

Allerdings wird auch deutlich, dass es in der Schule einer größeren Achtsamkeit gegenüber allen Kindern und Jugendlichen bedarf, psychische Probleme belasten nicht nur die auffälligen Schüler aus sozial benachteiligten Elternhäusern.
Um diese Achtsamkeit zu fördern bedarf es auch eines erheblichen Ausbaus der Schulsozialarbeit. „Eine SozialarbeiterIn für eine ganze Schule reicht bei weitem nicht aus“, so der DBSH. Vielmehr muss Schulsozialarbeit nicht nur als Beratungs- und Zusatzangebot präsent, sondern fester Bestandteil in den Angeboten der einzelnen Klassen sein, etwa in der Vermittlung sozialer Kompetenzen.

Gleichwohl bleibt Schule ist für Jugendliche lediglich ein – wenn auch zentraler – Ort, wie etwa auch Familie und Freizeit. Schule kann daher auch nicht Auffangbecken für alle Lebensbereiche sein.
„Jugendliche brauchen Orte gelingender Kommunikation“, gerade auch außerhalb vorgegebener Strukturen in Schule und Familie.
Bedauerlicher weise finden viele Jugendliche für ihre Freizeit oft nicht mehr die Orte, die zu ihnen „passen“. Mit Sorge hat der DBSH in der Vergangenheit immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass die offene und kommunal geförderte Jugendarbeit nicht mit neuen Entwicklungen Schritt halten konnte oder sogar im Umfang reduziert wurde. „Jugendliche benötigen, gerade dann, wenn sie selbst Probleme empfinden, niedrigschwellige und angeleitete Orte für Gespräch und Begegnung“, so Gabriele Stark-Angermeier. Diese Orte müssen sich abseits von Schule und anderen formalen Strukturen bewegen. Zu einer gelungen Jugendarbeit gehören Jugendclubs, Jugendverbandsarbeit, qualifizierte Jugendarbeit der Vereine aber auch niedrigschwellige
Beratungsangebote: „Der Verweis auf die therapeutischen Angebote des Gesundheitssystems hilft nicht weiter, viele Jugendliche empfinden die Therapie in einer Klinik oder einer niedergelassenen Praxis als viel zu fremd und zu weit weg von ihrem Leben“. Der DBSH fordert einen flächendeckenden Ausbau niedrigschwelliger Beratungsangebote für Jugendliche.

Auch eine andere Entwicklung betrachtet der Verband mit Sorge:
Erfreulicherweise verbessert sich die Position der Mädchen in Schule und Ausbildung. Sie erreichen bessere Bildungsabschlüsse und bewegen sich in stabileren Beziehungen. Männliche Jugendliche finden mit (alten), als vermeintlich typisch männlich erkannten Verhaltensweisen immer weniger Anerkennung. Vor allem, wenn sich in Familie und privatem Umfeld keine männlichen Vorbilder finden lassen, bedarf es Alternativen in Schule und Freizeit. Aus Sicht des DBSH muss daher alles getan werden, um den Anteil von Männern in Erziehung, Bildung und Sozialer Arbeit entsprechend der demographischen Wirklichkeit zu erhöhen.

Der DBSH sieht diese Überlegungen nicht als Lösung des Problems.
Letztlich lassen sich solche Taten niemals ausschließen. Aber wir sollten das tun, was zu tun ist und worüber wir eigentlich genug wissen – dort, wo sich Gesellschaft immer weiter ausdifferenziert braucht es eine Kultur, die das Eingebunden sein im Zusammensein mit dem Anderen fördert.

Der Deutsche Berufsverband für Soziale Arbeit (DBSH) ist der größte – und international anerkannte – Berufsverband für die Praxis der Sozialen Arbeit in Deutschland. Mehr dazu unter www.dbsh.de

Fortbildung: Kollegiale Supervision am 25.07.2009

Supervision ist im Rahmen unserer Arbeit ein unerlässliches Mittel,

  • um Ziele, Methoden und Problemfälle fachlich reflektieren zu können,
  • Schwierigkeiten am Arbeitsplatz subjektiv klären zu können,
  • der eigenen Psychohygiene durch kollegialen Austausch Stabilität zu sichern.

Eine eigene klare und gesunde Einstellung zur Arbeit ist dabei nicht nur Mittel zum eigenen Wohlbefinden, sondern dient auch der langfristigen Qualität unserer Arbeit.

Fakt ist jedoch, dass längst nicht alle Kolleginnen und Kollegen Möglichkeiten dazu haben.

Der DBSH – Bezirksverband Oberbayern hat deshalb folgende Fortbildung organisiert:

Kollegiale Supervision

Bei der Kollegialen Supervision wenden FachkollegInnen Methoden der Supervision an, ohne dass dazu ein Supervisor hinzugezogen wird.

Der erfahrene Supervisor Ludwig Mürbeth (DGSv) hat eine Fortbildung konzipiert, die sich an alle KollegInnen der Sozialen Arbeit wendet, die am Arbeitsplatz keine Möglichkeit der Supervision haben.

Ziel ist es sie mit unterschiedlichen Modellen und praktischen Übungen der Methode der Kollegialen Supervision vertraut zu machen.

Im Anschluss an die Fortbildung soll, nach 2 Gruppen in Schwaben, auch in München eine Gruppe zur Kollegialen Supervision im DBSH- Bezirk Oberbayern eingerichtet werden, damit auch hier KollegInnen, die nicht auf Supervisoren zurückgreifen können, Zugang zu dieser Methode haben.

Datum: Samstag, 25. Juli 2009

Ort: Eine-Welt-Haus, Schwanthalerstr. 80 RGB,(80336 München, (10 min. v. Hauptbahnhof)

Zeit: 9:00–17:00 Uhr (Mittagessen im Restaurant: Weltwirtschaft im Eine-Welt-Haus möglich)

Kosten:
38,- Euro für Mitglieder des DBSH-BV Oberbayern
48,- Euro für Nicht-DBSH Mitglieder

Teilnehmerzahl:
15 Plätze,
DBSH-Mitglieder aus dem Bezirksverband Oberbayern, die sich anmelden, zahlen den ermäßigten Mitgliederpreis

Anmeldung und Auskünfte:
Achim Ranz, T: 089 – 620 217 36 oder a.ranz@dbsh-bayern.de

Arbeitgeber lenken ein

Kompromiss erkämpft!

Mehr Geld in den Portemonnaies der Beschäftigten! Kein Abkoppeln vom übrigen Öffentlichen Dienst! So lautet das Ergebnis der diesjährigen Einkommensrunde im Länderbereich.

Die dbb tarifunion hat sich mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) auf eine tabellenwirksame Erhöhung der Entgelte für die Jahre 2009 und 2010 in Höhe von insgesamt 5,8 Prozent geeinigt.

„Das ist ein Kompromiss, bei dem ein echter Einkommenszuwachs in den Taschen der Beschäftigten bleibt“, zieht dbb-Verhandlungsführer Frank Stöhr eine positive Bilanz nach zurückliegendem Verhandlungsmarathon.
Der Kompromiss im Detail

2009

  • Vorab 40 Euro tabellenwirksamer Sockel ab dem 1. März 2009,
  • anschließend 3 Prozent mehr Einkommen ab dem 1. März 2009,
  • zusätzlich 40 Euro Einmalzahlung (Teilzeitbeschäftigte anteilig).

Die 40 Euro Sockelbetrag speisen sich je zur Hälfte aus einer originären Einkommenserhöhung und aus einer Umwidmung des bisherigen Betrags für die leistungsorientierte Bezahlung (LOB).

Die LOB entfällt ab dem 1. Januar 2009.

2010

  • 1,2 Prozent mehr Einkommen ab dem 1. März 2010.

Zusammengenommen ergibt sich daraus das Volumen einer Einkommensverbesserung von
5,8 Prozent bei einer Laufzeit von 24 Monaten

Weitere Informationen unter www.dbb.de

Archive
Impressum

DBSH
Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V.
Landesverband Bayern

Anschrift:

Katja Niesert-Matschke
– Landesgeschäftstelle DBSH –
Pfarrgasse 12
85417 Marzling
Tel: 08161/140 145
Mobil: 0178 400 66 52
email: lgst@dbsh-bayern.de

1. Vorsitzende
Sabrina Heinl
s.heinl@dbsh-bayern.de

2. Vorsitzender:
Mathias Kachel
m.kachel@dbsh-bayern.de

DBSH – Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V.
Michaelkirchstraße 17/18
10179 Berlin
vertretungsberechtigter Vorstand:

1. Vorsitzender Harald Willkomm,

2. Vorsitzende Nicole Plettau
Sitz: Berlin – Amtsgericht Charlottenburg – Aktenzeichen: VR 27710

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